Hospiz in Bensheim
Ein Zuhause für die letzten Lebenstage
"Es geht in einem Hospiz nicht darum, dem Leben Tage hinzuzufügen
sondern den letzten Tagen Leben hinzuzufügen" (Cicely Saunders).
Sie können sich sicher denken, dass allen Beteiligten ein wenig mulmig zumute war, als sie sich auf den Weg ins Hospiz nach Bensheim machten. Obwohl der Religionskurs unserer Zehntklässler sich bereits intensiv mit dem Thema "Tod und Sterben" befasst hatte, war die Aussicht, todkranken Patienten zu begegnen, etwas Beunruhigendes.
Das war schon einmal der erste Irrtum. Nicht die Begegnung mit einem Sterbenden. Die fand tatsächlich statt. Aber "Patienten" trifft man am Hospiz Bergstraße nicht an. Wer in dem Haus über den Dächern Bensheims Aufnahme findet, tut dies als Gast.
Zweiter Irrtum: Wo gepflegt wird, herrscht Krankenhausatmosphäre. Nichts ist jedoch weiter von antiseptischen Gerüchen, langen Hospitalfluren und eiligem Pflegepersonal entfernt, als die freundlichen Räumlichkeiten der "Herberge", wie es im lateinischen "hospitium" heißt. Wie in anderen Wohnungen auch, gibt es eine Küche, in der für jeden der 10 Gäste Mahlzeiten nach Wunsch gekocht werden - oder die Gäste für sich selber kochen, oder die Angehörigen dies übernehmen.
Das ist nämlich Irrtum Nummer Drei: Wer ins Hospiz geht, hat kein Zuhause und keine Familie mehr. Richtig aber ist, dass das Pflegen ihrer Lieben die Angehörige oft an ihre psychischen und physischen Belastungsgrenzen führt. Im Hospiz bekommen alle den Rücken wieder frei, können wieder durchatmen, wieder miteinander leben.
Darum gibt es auch ein gemeinsames Wohnzimmer. Mit Fernseher und Spieleecke. Es gibt Musiktherapie und meditatives Malen. Wenn einem doch mal die Worte fehlen. Weil in den Krankenhäusern den Patienten oft nur unzureichend die Wahrheit über ihren Gesundheitszustand gesagt wird.
Die nötige Aufklärung und Sterbebegleitung übernehmen im Hospiz palliativ geschulte Pflegefachkräfte, ehrenamtliche Mitarbeiter, Sozialpädagogen, Ärzte und Seelsorger. Sie nehmen sich Zeit für ihre Gäste. Und deren Angehörige.
Ob die ständige Konfrontation mit dem Tod nicht sehr belaste? "Wir kommen auf die Welt, um zu sterben!" erklärt Pflegedienstleiterin Margarete Keilmann. Und dennoch gehen einzelne Schicksale natürlich nahe, besonders wenn Kinder und junge Eltern betroffen sind. "Wenn wir nach Hause gehen, wissen wir jedoch, dass wir alles getan haben, was in unserer Macht steht. Und vielleicht haben wir noch ein paar Wünsche erfüllt." Der ganzheitliche Ansatz stärkt Gäste wie Betreuer.
Vielen Dank, Herr Seitz, dass sie uns diesen Einblick in ein nicht leichtes Thema ermöglicht haben!









